25.04.2023 _

Glücklicherweise wird Ergonomie am Arbeitsplatz zunehmend als Leistungsfaktor und weniger als Kostenfaktor betrachtet. Mittlerweile wird diese Begrifflichkeit jedoch inflationär benutzt und eine genau Differenzierung sollte zumindest im professionellen Umfeld vorgenommen werden. Auch bei der Planung von kritischen Infrastrukturen wie Leitstellen sind ergonomische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, um die Schnittstelle zwischen Menschen und Maschinen optimal zu gestalten. Nicht nur die Art der jeweiligen Tätigkeit und die damit verbundenen Anforderungen an die Operatoren, sondern auch die umgebungsbezogenen Aspekte stellen eine wichtige Komponente von Arbeitsplatzergonomie dar. Dies beeinflusst sehr stark die Leistungsfähigkeit der betroffenen Personen. Die folgenden Empfehlungen stehen exemplarisch für die vielschichtigen Themenfelder, welche sich bei der Raumgestaltung von Kontrollräumen ergeben- resümiert Tim Holzapfel, Geschäftsführer bei Knürr Consoles:

• Es sollten Möglichkeiten geschaffen werden die Temperatur am Arbeitsplatz individuell zu regeln, insofern dies nicht durch die Klimaanlage des Raums ermöglicht werden kann. Persönliches Temperaturempfinden ist sehr individuell und ist auch von der Art der ausgeübten Tätigkeit abhängig. Abhängig davon wird ein Temperaturbereich zwischen 20°C und 26°C empfohlen.

• Es ist auf eine gute Luftqualität zu achten und Zugluft ist zu vermeiden. So empfiehlt der Spitzenverband Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung in solchen Räumlichkeiten eine maximale Luftgeschwindigkeit von 0,15 m/s (2).

• Die Gestaltung der Beleuchtung sollte auf die jeweilige Arbeitsaufgabe und des individuellen Sehvermögens der Operatoren einstellbar sein. Die relevanten Technischen Regeln für Arbeitsstätten gibt hierzu einen Beleuchtungsgrad von mindestens 500 lx an, wobei eine entsprechende Norm für Gestaltung von Leitstellen hier 500 lx als Obergrenze festlegt (3) (4).

• Die Umgebung im Kontrollraum ist so zu gestalten, dass der störende Geräuschpegel gering und die Nachhallzeit optimal sind. Dabei sind Geräuschquellen im und auch außerhalb des Raums zu berücksichtigen. So empfiehlt man, dass Umgebungsgeräusche 45 dB(A) nicht überschreiten, jedoch auch nicht unter 30 dB(A) liegen (4).

• Vibrationsquellen sollten weitmöglichst entfernt liegen. Im Zusammenhang mit kritischer Infrastruktur sollte beispielsweise der Notfall-Stromgenerator distanziert vom Kontrollraum und entsprechend baulich gedämmt aufgestellt sein. Die Auswirkungen mechanischer Vibrationen auf Anwender und technische Geräte werden auch in Normen geregelt (5).

• Endanwender sollten bei der Auswahl der Raum- und Arbeitsplatzgestaltung mit einbezogen werden. Insbesondere bei der Farbgestaltung von Möbeln und Oberflächen ist ein Konsens der einzelnen Meinungen wichtig, um die spätere Akzeptanz bestmöglich zu sichern.

• Die Ausführung der Leitstellentische sollte so gewählt werden, um zukünftige Erweiterungen und Anpassungen der Aufstellung zu gewährleisten. Sowohl einzelne Arbeitsabläufe als auch die Zusammenarbeit der Teams kann sich ändern, ein modulares Arbeitsplatzkonzept vereinfacht und begünstigt dies.

Warum aber jetzt genau 7 Empfehlungen? Sagt Ihnen die Millersche Zahl etwas 😉

#KnürrConsoles #Ergonomie #DIN #Normensicherheit

Literatur:

(1) DIN EN ISO 7730:2006-05 (2006): Ergonomie der thermischen Umgebung, Beuth-Verlag, Berlin, 2006.

(2) DGUV Information 215-410 (2019): Bildschirm- und Büroarbeitsplätze, Leitfaden für die Gestaltung, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V., Berlin, 2019.

(3) ASR A3.4 Technische Regeln für Arbeitsstätten (2011): Beleuchtung, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund, 2022.

(4) EN ISO 11064-6:2005 (2005): Ergonomische Gestaltung von Leitzentralen –Teil 6: Umgebungsbezogene Anforderungen an Leitzentralen, Beuth-Verlag, Berlin, 2005.

(5) DIN EN ISO 9241-6 (2001): Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten – Teil 6: Leitsätze für die Arbeitsumgebung, Beuth-Verlag, Berlin, 2001.